Ausbau des Joker-Gastanks

Vor der recht teuren 10-Jahres Prüfung haben einige WoMo-Fahrer erheblichen, aber oftmals unnötigen Respekt. Immerhin kann ohne sie eine weitere HU-Plakette nicht mehr zugeteilt werden. Viele verschiedene Anbieter werben um die Gunst des verschreckten Bulli-Fahrers, der diese Prüfung komplett aus den Händen geben möchte.

Am Joker von Karen und Philip stand diese Prüfung auch an. Da Philip sich zur Zeit im Rahmen seines Studiums im benachbarten Ausland aufhielt, bat er mich, die bevor stehende Prüfung an zu leiern. Ich suchte nach entsprechenden Angeboten von Dienstleistern und stieß auf diese Fimen:

Ermo Treibgastechnik

Wynen Gas

 

Sicherlich existieren noch einige weitere Anbieter, aber diese habe ich auf Anhieb im Internet nicht ausfindig machen können.

 

Nach einigen Jahren getunter Vespa-Oldtimer und diverser anderer Eintragungs-Geschichten kam ich jedoch schnell auf den Gedanken, dass eine Prüfung, die von einem TÜV-Prüfer durch zu führen ist, sicherlich auch ohne den Umweg über einen Dienstleister und deshalb mit geringerem finanziellen Aufwand zu realisieren wäre. Ich ließ mich also bei der örtlichen TÜV-Niederlassung telefonisch in die entsprechende Abteilung verbinden und war erfreut, dort ernst genommen und freundlich behandelt zu werden; war ich doch aus Vespa-Zeiten ganz andere Töne gewöhnt. An dieser Stelle möchte ich also dem TÜV Aachen für diese Beratung ein großes Lob aussprechen!
Die Beratung ergab Folgendes: Der ausgebaute Tank selbst  wird auf Zustand, Rost und Dichtigkeit überprüft. Das am Tank befindliche Überdruckventil wird auf Funktion überprüft. Um das Überdruckventil zu testen, wird der Tank mit Wasser gefüllt und dann mit dem Prüfdruck von bis zu 30 bar beaufschlagt. Dabei muss das Überdruckventil bei 28 bar Tank-Innendruck abblasen. Die Dichtigkeitsprüfung wird bei einem Prüfdruck von 20 bar durchgeführt. Näheres ist bei der Beschreibung der Prüfung zu lesen.

 

Im Folgenden wird detailliert beschrieben, wie man in Eigen-Regie diese Prüfung selbst durchführen lassen kann. Selbstverständlich beruhen die Angaben auf eigenen Erfahrungen. Eine Haftung für evtl. aus daraus entstehende Schäden schließe ich hiermit aus.

 

Zunächst einmal muss der Tank demontiert werden. Da es sich bei den Arbeiten mit Gas um nicht ganz ungefährliche Tätigkeiten handelt, ist hier extreme Vorsicht und gute Belüftung geboten. Idealerweise richtet man sich rechtzeitig auf die bevor stehende Prüfung und die Tank-Demontage ein und verbraucht das noch im Tank befindliche Gas restlos. Der Ausbau geht mit angehobenem Bulli sicherlich leichter von statten. Wir haben ihn dazu mit den Hinterrädern auf Auffahr-Rampen gefahren.

 

Nach dem Öffnen des Schutzkastens bietet sich einem der Blick auf sämtliche Armaturen des Gastanks. im Bild ganz rechts ist der Betankungsstutzen zu sehen. Schräg darüber liegt das Peilventil, welches über einen Schwimmer gesteuert bei 80% Füllhöhe abbläst. Es ist nicht bei allen Joker-Gastanks zu finden. Links daneben ist die Füllstandsanzeige positioniert. Die Armatur mit dem roten Plastik-Stöpsel ist das reguläre Überdruckventil. Der Stöpsel schützt es vor Verschmutzungen, der eigentlich wichtige Teil sitzt darunter verborgen.

Das Entnahmeventil ist an dem runden Drehknopf zu erkennen. Direkt an ihm befindet sich der große runde Druckregler, dessen Eingang hier noch mit einem kleinen Heizelement versehen ist, damit der Regler im Winter-Betrieb nicht einfriert. Hinter dem Druckregler befindet sich noch ein zweites Ventil, das hier im Bild an der orange-farbenen Lasche zu erkennen ist. Wenn bei der zwei-Jahres-Prüfung der Gasanlage diese mit dem dreifachen Betriebsdruck (bei dieser 50 mbar-Anlage also) mit 150 mbar beaufschlagt wird, schützt dieses Ventil in der geschlossenen Stellung den Druckregler vor dem Überdruck an seinem Ausgang. Mehr kann es nicht. Zum normalen Absperren des Tanks bei Nicht-Benutzung soll (und muss!) daher immer der Hahn am Entnahmeventil zugedreht werden. In Gas-Flussrichtung gesehen dahinter ist der Prüfanschluss angebracht, der auch zum Betrieb von externen Geräten (wie z.B. einem Gasgrill) verwendet werden kann und darf. Dieser Prüfanschluss wird über den roten Drehknopf darüber geschaltet. Ab dort beginnt die restliche Gasanlage des Bullis.

Zur Demontage des Schutzkastens werden seine drei Befestigungsschrauben gelöst. Er kann dann nach unten abgenommen werden. Nun wird der Druckregler vom Entnahmeventil abgeschraubt. Achtung, alle Verbindungen der Gasleitung sind mit Links-Gewinden ausgestattet! Bitte die umgekehrten Drehrichtungen beachten. Evtl. muss vor der Druckregler-Demontage noch das kleine Heizelement nach unten abgezogen werden.  Die Regelstrecke, also die Armaturen am Entnahmeventil sind nach dem Lösen des Druck-Reglers leicht beweglich und können ein Stück beiseite geschoben werden

 

 

Der Tank selbst ist, wie auf dem obenstehenden Bild zu sehen, mittels zweier Schienen mit dem Unterboden verschraubt. Nach dem Lösen dieser vier Befestigungsschrauben kann der Tank nach unten abgelassen werden. Er ist im leeren Zustand nicht zu schwer, als dass ihn eine mittelkräftige Person nicht gehalten bekäme. Sicherer ist aber die Unterstützung durch eine zweite Person.

 

 

Soll der Bulli trotz des ausgebauten Tanks weiterhin gefahren werden, so muss natürlich die Regelstrecke unbedingt sorgsam eingepackt werden, um sie vor Verschmutzungen zu schützen. Wichtig dabei ist eine gute Abdichtung oben an der Gasleitung, so dass kein Wasser in die Verpackung gelangen kann. Damit sie weiterhin keinen Schaden durch Vibration erleidet, empfiehlt es sich, sie (hier mit einem Kabelbinder) am benachbarten Hahn des Abwassertanks zu befestigen.

 

 

Weiter zur Restaurierung